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Geschichte der Sippe Soddemann gen. Keute.

Den folgenden Bericht habe ich ebenfalls wieder den Unterlagen des damaligen Sippenverbandes entnommen. Verfasst wurde er aller Wahrscheinlichkeit nach von Anton Soddemann aus Köln, der diesen Verband gegründet hat.
Am Beispiel der Sippe Soddemann gen. Keute beschreibt dieser Bericht sehr anschaulich, wie sich das Leben zu früheren Zeiten im Münsterland abgespielt hat und wie der Alltag der Menschen damals ausgesehen hat.

Unsere Sippe Soddemann-Keute stammt von einem alten Bauerngeschlecht ab, das auf einem Bauernhof Soddemann in Ottmarsbocholt, einem kleinen Dorfe südlich von Münster i/W. im Kreise Lüdinghausen saß. Dieser Bauernhof ist schon sehr alt. Er wird bereits 1390 urkundlich erwähnt. Damals soll der Besitzer ein Johann Zoddemann genannt Essink gewesen sein. In einer Urkunde aus dem Jahre 1691 kommt der Hof wieder unter der Bezeichnung Sodemann gen. Essink vor. Die Abweichung in der Schreibweise ist unerheblich. Ich bemerke hierzu, dass die den westfälischen Sachsen stammverwandten Angelsachsen, also die Engländer heute noch ihr S mit Z schreiben. Außerdem hat man in früheren Zeiten auf die Rechtschreibung keinen besonderen Wert gelegt. Woher die durch 5 Jahrhunderte beibehaltene Bezeichnung „gen. Essink“ kommt, war leider nicht festzustellen. Später scheint man sie fallen gelassen zu haben.
Wie fast überall im deutschen Reich waren auch im damaligen Fürstbistum Münster die Bauern bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts irgendeinem Gutsherrn eigenhörig. Nur wenige Höfe waren so genannte „freie Höfe“. Das gilt auch von den Bauernhöfen des Kreises Lüdinghausen. Die meisten Bauern waren mit ihrer ganzen Familie einem Gutsherrn zu Eigen und ihm vor allem zu wirtschaftlichen Leistungen in Form irgendwelcher einmaligen oder jährlichen Abgaben und Dienstleistung verpflichtet. Die Bauern waren an ihre Scholle gebunden. Weder sie noch ihre Kinder durften ohne Genehmigung des Grundherrn ihren Grund und Boden verlassen, um auszuwandern oder anderswohin zu heiraten. Die Genehmigung wurde in Form eines Freibriefes erteilt, wofür eine bestimmte Abgabe entrichtet werden musste.
Im Übrigen waren die Bauern erbliche Besitzer des Hofes. Nur wenn der Bauer ohne Hinterlassung von leiblichen Erben starb, konnte der Gutsherr als Eigentümer den Hof an sich ziehen und anderweitig vergeben, was vielfach unter Erhöhung der Abgaben geschah, während sonst diese Abgaben nach dem geltenden Recht nicht willkürlich erhöht werden konnten. Daher lassen niedrige Abgaben darauf schließen, dass ein solcher Bauernhof schon lange im Besitze derselben Familie ist.
Übernahm ein junges Bauernpaar im Wege des Erbrechts den Hof, so im es dafür als Abgabe den so genannten „Gewinn“ oder die „Auffahrt“ bezahlen. Der Hof wurde „gewonnen“. Wenn der Bauer starb, war wieder eine Abgabe, der so genannte „Sterbefall“ oder „Heimfall“ fällig. Die Gutsherren als Eigentümer des Hofes waren entweder Angehörige des niederen oder höheren Adels, der Landesherr, also der Bischof selbst, Klöster, Stifte oder das Domkapitel.
Die Bauern führten im Münsterlande meist die Bezeichnung als Kolonen, Zeller oder auch zuweilen Wehrfester. Letztere Bezeichnung ließ darauf schließen, dass der Hof befestigt, vor allem durch einen Graben gegen äußere Feinde geschützt war und der Besitzer auch zu Wehrdiensten herangezogen werden konnte.
In jeder Bauerschaft gab es einen größeren Hof, auf dem ein Bauer als Schulte oder Schulze saß, der die niedere Gerichtsbarkeit ausübte, vielfach auch die Abgaben einzuziehen und sonstige obrigkeitliche Aufgaben zu erfüllen hatte. Ursprünglich gab es in jeder Bauerschaft nur einen solchen Schulten, der die Bezeichnung als solchen bei seinem Namen, vielfach von der Bauerschaft gewählt, führte. Erst später hat man auch andere große Höfe als Schulzenhöfe bezeichnet, so dass es dann deren mehrere in einer Bauerschaft gab. Da es bei dem Stolz des westfälischen Bauern nicht üblich war unter Stand zu heiraten, andererseits aber sich die Bauern auf Soddemanns Hof als Ehefrauen wiederholt Schulzentöchter geholt haben oder Töchter von Soddemanns Hof auf Schulzenhöfe heirateten, lässt das darauf schließen, dass es sich auch bei Soddemanns Hof zwar nicht um einen Schulzenhof, aber doch einen angesehenen Hof gehandelt haben muss.
Die kleineren Bauern im Münsterlande, die meist wieder von einem größeren Bauernhofe abhängig waren und ihm Abgaben oder Dienste leisten mussten, nannte man Kötter. Wenn sie wenigstens ein Pferd zum Beackern ihres Landes besaßen, hießen sie auch wohl Pferdekötter Vielfach waren diese Kötter zugleich Handwerker, insbesondere Schneider, Schreiner oder Schmiede oder arbeiteten bei den Bauern als Tagelöhner oder Knechte, da der Grund und Boden allein nicht ausreichte, um sie und Ihre Familie zu ernähren.
Im Allgemeinen war die wirtschaftliche und rechtliche Lage der münsterländischen Bauern im Vergleich zu denen in andern deutschen Landen nicht sohlecht. Nur ein Teil von ihnen war persönlich unfrei. Bedrückungen wirtschaftlicher oder persönlicher Natur, wie sie sonst durch die Gutsherren geschahen, schienen seltener gewesen zu sein. Der Boden war zwar überwiegend leichter Sandboden, weniger schwerer Lehmboden, nährte aber seinen Mann. Vorwiegend mögen Buchweizen oder wie heute noch Roggen und Hafer, weniger Weizen und Gerste angebaut worden sein. In den Waldungen der großen Heide der Davert und den saftigen Wiesen der Stever, eines kleinen Nebenflusses der Lippe oder kleinerer Wasserläufe fand eine blühende Schweine- und Rindviehzucht ihre Grundlage. Sie lieferte dem Bauern Fleisch und Fett für die Ernährung seiner Familie und des Dienstpersonals. Im Übrigen stellte der Bauer fast alles, was er brauchte, selbst her. Er war meist sein eigener Schreiner. Zu den Räumen des Hofes gehörte eine eigene „Zimmerkammer“, wo er die Acker-, Feld- und Gartengeräte selbst herstellte und wieder instand setzte. Auch war der Bauer sein eigener Schlachter und Bäcker. Das Brot wurde im eigenen Steinbackofen im Backhaus oder „Backs“ gebacken. Berühmt war wie auch heute noch der westfälische Pumpernickel, der früher im großen Backtrog mit den Füssen geknetet worden sein soll.
Die Kleidung lieferten Schafzucht und Flachsanbau. Wolle und Leinen wurden von der Hausfrau, den Töchtern und Mägden des Hauses selbst gesponnen, meist aber auch wohl von ihnen zur Kleidung verarbeitet, Die Spinnstube war im Winter der gesellschaftliche Mittelpunkt des Hauses.
Die Fleischnahrung lieferte der Hofwirtschaft vor allem. so wie heute noch, das Schwein, das im Winter geschlachtet und vor allem zu Dauerware, Wurst, Wurstebrod, Speck und vor allem zu dem berühmten westfälischen Schinken verarbeitet wurde. Das langsame Räuchern im „Wiem“ oder „Bosen“ über dem offenen Herdfeuer der Küche gab ihm den beliebten eigentümlichen Geschmack.
Eigenartig war von Alters her das große einstöckige Bauernhaus, das Wohnung und Stallung unter einem langgestreckten Dach vereinigte. Zu beiden Seiten der großen Diele waren die Stallungen für Pferde und Kühe. Der hintere Teil der Diele diente als Küche und enthielt in der Mitte das große offene Herdfeuer, das nicht nur dem Zubereiten der Speisen und dem Kochen des Viehfutters diente, sondern namentlich im Winter der Mittelpunkt alles geselligen Beisammenseins war. Um das Herdfeuer herum versammelte sich nach getaner Arbeit die Familie. Hier fand auch der nachbarliche Besucher seinen Platz. Hier wurden die Arbeiten, Sorgen und Ereignisse des Tages besprochen, und die alt Sagen und Anekdoten, wie sie das Münsterland so überaus zahlreich hervorgebracht hat, immer wieder erzählt. Am Herdfeuer saßen auf der einen Seite an seinem angestammten Platz an der Mauer der Bauer, an der andern Seite sein auf dem Hofe gebliebener Bruder, der „Öhm an der Müer“, und um sie herum die Bäuerin, Kinder, Knechte und Mägde. Vom offenen Herdfeuer aus konnten Bauer und Bäuerin das ganze Hauswesen und alle Stallungen übersehen und alles Geschehen hier überwachen. Hauptsächlich im vorigen Jahrhundert erst wurden Diele und Stallungen durch eine Zwischenwand von der Küche getrennt. Fenster in ihr ermöglichen heute noch die Überwachung der Tenne. Zum Hof hin endete die Tenne in einer großen vierteiligen Türe (Niendörr). Das Dach war mit Stroh, später mit Dachziegeln gedeckt.
Hinter der großen Küche lagen die übrigen Schlaf- und Wohnräume, in halber Stockwerkhöhe meist die dem geselligen Beisammensein und Familienfestlichkeiten dienende „große Kammer“, neben der Küche eine besondere zum Spülen bestimmte Waschküche und die Spinnstube. Bei dem konservativen Sinn, wie er den Bauern, ganz besonders aber dem westfälischen Bauern eignet, ist es verständlich, wenn sich diese Lebensgewohnheiten bis auf den heutigen Tag fast unverändert erhalt haben, soweit nicht die Technik und Maschine auch hier auf dem Bauernhof eine Änderung in der Lebensweise herbeigeführt, z.Bsp. die Dreschmaschine die tägliche Winterarbeit des Dreschflegels, die Spinnerei die Spinnstuben des Bauernhofes, die Mähmaschine die mühselige Arbeit mit der Sense abgelöst haben. Bedauerlich ist, wenn auch verständlich, dass der eiserne Herd in der Küche das offene Herdfeuer meist verdrängt hat.
Um das große Wohnhaus auf dem Hofe gruppiert lagen und liegen heute noch die Nebengebäude, Scheune, Schweinestall und Backhaus. Unsere Vorfahren lebten wie heute noch auf im Lande zerstreut liegenden Einzelgehöften, umgeben von einem Kranz alter, hoch über die Dächer ragenden Eichen, nicht in geschlossenen Dorfsiedlungen. Sie gaben damals wie heute noch neben den Wallhecken der westfälischen Landschaft ihr eigenartiges Gepräge. Um den Hof herum lagen zunächst dem Hofe der Garten und die Weiden, dann in weiterem Kreise Acker, Wiesen und Wald.
Eine Anzahl Höfe bildeten zusammen die Bauerschaft, an deren Spitze der Schulze stand. Neben ihrem eigenen Grund und Boden hatten die Bauern Anteil an dem Gemeinbesitz, der so genannten Mark oder Allmende. Diese bestand aus Heide, Wald und Weide und lieferte allen nach fester Richtgrundsätzen das nötige Nutzholz und gemeinsame Weidemöglichkeit. Jeder Eingesessene hatte das Recht, eine bestimmte Anzahl Vieh in Waldungen und Wiesen hüten zu lassen. Vieh, das unberechtigterweise geweidet wurde, verfiel der Beschlagnahme. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde dieser Gemeinbesitz unter die Berechtigten aufgeteilt, womit es zusammenhängt, dass noch heute viele Bauern neben ihren um den Hof gelegenen Acker- und Weideland in einer gewissen Entfernung vom Hofe Fluren besitzen, die vielfach die Bezeichnung als Heide führen.
Zu erwähnen ist noch der stark religiöse Zug im Wesen unserer Ahnen. Der Fest am Alten haltende konservative Sinn und der Einfluss des bischöflichen Landesherrn mögen in gleicher Weise dazu beigetragen haben, dass unsere Vorfahren restlos am alten katholischen Glauben festgehalten haben und unsere Sippen heute noch mit wenigen Ausnahmen diesem Bekenntnis angehören. Das tägliche Gebet des Morgens, Mittag und Abends war ebenso Lebensgewohnheit unserer Vorfahren wie der Sonn- und festtägliche Besuch des Gottesdienstes ohne Rücksicht auf das Wetter und den weiten Weg bis zur Kirche. Die an Kirche oder Pfarre zu leistenden Abgaben mögen unsern bäuerlichen Vorfahren am wenigsten drückend vorgekommen sein und sind nach ihrer Ablösung in anderer Form in großem Umfange weitergeleistet worden. Wer mag die Sammler abgewiesen haben, wenn sie für die Zwecke der Liebestätigkeit für das Krankenhaus oder für einen Kircheneubau um freiwillige Spenden baten?
Bei der Gelegenheit sei dann noch erwähnt, dass die Bauern sich mit ihrem Lebensbedarf fast ganz aus ihren eigenen Erzeugnissen versorgten und daher auch nur einen Bruchteil davon gegen Geldleistung absetzten. Damit hängt es denn auch zusammen, dass unsere bäuerlichen Vorfahren ihre Abgaben an den Gutsherrn usw. zum größten Teil in eigenen Erzeugnissen ihrer Landwirtschaft, insbesondere als so genannten Zehnten zu leisten hatten.
Wenn es in ruhigen Zeiten unsern Vorfahren verhältnismäßig gut gegangen haben mag, so ist es doch sicher, dass sie oft schwer unter Brandschatzungen und Plünderungen zu leiden gehabt haben. Die Geschichte des Münsterlandes, insbesondere auch des Kreises Lüdinghausen, ist angefüllt mit kriegerischen Ereignissen. Nicht nur die großen Kriege, die unser Vaterland verwüsteten, wie der 30 jährige Krieg, der 7 jährige Krieg und manche andere haben die Heimat unser Vorfahren verwüstet, sondern auch die Fehden des münsterländischen Adels untereinander. Hatte der Gegner des Gutsherrn irgendwelche Ansprüche gegen ihn, so wurden diese Kämpfe oft genug auf dem Rücken des Bauern ausgetragen. Man hielt sich an seinem Hab und Gut schadlos plünderte den Hof aus, schleppte das Vieh weg und steckte das Gehöft in Brand. Die Gutsherren waren allerdings zum Schutze ihrer Bauern verpflichtet, besaßen aber oft, namentlich bei der zerstreuten Lage der Bauernhöfe gar nicht die Macht, diesen Schutz zu gewährleisten. So mag oft genug ein Bauernhof, auf dem unsere Vorfahren gesessen haben, in Flammen aufgegangen sein.
Die auf den Bauernhöfen sitzenden Kolonen führten ihren Namen gewöhnlich nach dem Hofe, auf dem sie saßen. So ist es zu erklären, dass das bis zum Jahre 1762 auf dem Hofe Soddemann in Ottmarsbocholt sitzende Geschlecht gleichen Namens nicht mit dem heutigen Geschlecht Soddemann blutsmässig zusammenhängt. 1759 heiratete der Letzte des älteren Geschlechts Jandirck (= Johann Dietrich oder Theodor) Soddemann eine Anna Katharina Kampshove aus Ottmarsbocholt. Dieser Jandirck Soddemann starb nach kurzer Ehe, ohne einen für die Nachfolge in Frage kommen Erben zu hinterlassen.
Seine Witwe Anna Katharina heiratete dann am 27.Juli 1762 einen Bernhard Heinrich Wesselmann aus Ascheberg. Dieses Ehepaar wurde dann die Stammeltern des heutigen jüngeren Geschlechtes Soddemann. Der oben genannte 27. Juli 1762 ist also als der Gründungstag der Sippen Soddemann anzusehen.

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Erstellt/compiled: 01.01.2005, letzte Aktualisierung/last update: 04.07.2007